Kultur
Mehr als ein Hügel an der Trave
Lange vor dem sagenhaften Hochmittel- alter mit Rittern in glänzenden Rüstungen und züchtigen Prinzessinnen siedelten im frühen Mittelalter (ab dem 8. Jahrhundert) slawische Stämme der Abodriten hier im sogenannten Nordelbien. Sie waren in ihrer wechselhaften Geschichte zunächst Verbündete Karls des Großen gegen die germanischen Sachsen.
Die slawischen Siedler errichteten Ihre Burgen an Stellen, die bereits von Natur aus Schutz boten und gleichzeitig von Nutzland für die angrenzenden Siedlungen umgeben waren. Sie wählten bevorzugt schwache Erhöhungen am Rande von Mooren und Flussauen, wie sie sie auch hier direkt am Traveufer (s. Karte: A) und mit dem 350m entfernten Wöknitzzufluss (s. Karte: B) vorfanden. Die Form der benachbarten leichten Kuppe (s. Karte: C) im Nordosten des Ringwalls lässt vermuten, dass dort eine noch unerforschte Vorburg oder Siedlung lag.
Die Burgen selbst waren Konstruktionen aus einzelnen Holzkästen. Diese wurden mit Lehm, Torf, Rundhölzern und Kulturschutt gefüllt und hinter-, neben- und übereinander gestaffelt.
Anders als die Steine der berühmten Ritterburgen konnten diese vergänglichen Materialien die Jahrhunderte nicht so gut überstehen, aber trotzdem ragt das ca. 90 x 110 m große Oval heute noch etwa 4 m deutlich über das Feld hinaus und ist damit einer der besterhalte- nen slawischen Burgwälle in unserem Land. An der höchsten Stelle im Südwesten (auf die man von hier direkt schaut) thront die Burg auf der Moräne 13 m über der Trave.
Während der Nutzung allerdings waren die mittelalterlichen Wälle (wie auf dem Foto angedeutet) deutlich eindrucksvoller und wehrhafter: bis zu 15 m stark, 5 bis 10 m hoch und auf ihren breiten Kuppen zusätzlich von hölzernen Wehrgängen gekrönt.
Der mit Häusern bebaute Innenraum hatte damals eine Fläche von über 4.000 qm und war damit fast doppelt so groß wie der heutige Oldesloer Marktplatz.
Als Zugang zu den slawischen Burgen dienten einfache, mit Holz ausgekleidete Durchlässe oder Tunnel, die durch den Wall hindurchführten. Leider konnte man für den Ringwall die Lage so eines Tores bisher genauso wenig bestimmen, wie man die Frage nach einem Burggraben klären konnte.
Überhaupt ist der Fresenburger Ringwall ein Geheimnisträger: das Wissen ist im We- sentlichen noch auf dem Stand der 1950er Jahre, und so veranschaulicht der Burgwall vor allem, was mit dem „dunklen Mittelalter“ gemeint ist. Erhellende zeitgenössische, schriftliche Quellen gibt es genauso wenig wie systematische archäologische Untersu- chungen, so dass selbst führende Forscher sich mit Festlegungen zurückhalten.
Neben Scherben von slawischer Keramik wurden bei Grabungen zwei Gräber entdeckt. Das Heimatmuseum Bad Oldesloe zeigt einige Funde (s. Foto) und informiert anschaulich über die Stadt Oldesloe im Mittelalter.
Anhand der gefundenen Scherben lässt sich auf eine Nutzung vom späten 8. Jahrhundert bis etwa ins Jahr 900 schließen. Der Fresenburger Wallberg war damit vermutlich der Herrschersitz über eine kleinräumige Siedlungskammer. Von hier aus konnte die Burg den Travelauf und die Uferbereiche genauso beherrschen wie in Gefahrenzeiten den Bewohner*innen der nahen Siedlung Schutz bieten.
Die Anlage reiht sich in eine ganze Kette von weiteren, in dieselbe Zeit datierten Ringwällen in „Wagrien“ – dem östlichen Holstein. Die nächsten davon finden sich in Leezen (als Insel im Neversdorfer See), in Sirksfelde (bei Sandesneben) und – fast in Sichtweite nur 2 km traveaufwärts – in Nütschau (auf einem Abstecher der Wanderstrecke „Kloster-Route“). Die Scherbenfunde bei der „Nütschauer Schanze“ deuten allerdings darauf hin, dass diese und der Fresenburger Wallberg nacheinander besiedelt waren.
Die slawischen Machtstrukturen des 9./10. Jhs. unterlagen ständigem Wandel. Neue Herrschaften entstanden, andere gingen unter. In diesem Zuge wurde auch der Fresenburger Wallberg um 900 aufgegeben. Ob das im Zuge einer kriegerischen Zerstörung erfolgte, ist ungewiss.
Die Siedler der folgenden mittelalterlichen Zeiten wiederum stellten andere Ansprüche an die Lage Ihrer Niederlassungen: so entstand 650 m nördlich des Wallbergs das Rittergut „Vreseneburg“/Altfresenburg (dessen Torhaus mit dem Türmchen hinter dem Ringwall zwischen den Bäumen herausragt, s. Karte: D). Ebenso entstand Mitte des 12. Jahrhundert, etwa 1,5 km flussabwärts, an der strategisch und wirtschaftlich günstigeren Lage am Zusammenfluss von Beste und Trave, die Siedlung Oldesloe –
die BESTE TRAVE STADT.
Text / Fotos / Illustrationen: Christian Bernardy
Slawische Burg Raddusch im Spreewald
Bei einem Besuch dort konnten wir viel über die Burgen der Slawen lernen, vielleicht hat unsere Burg auf dem Fresenburger Wallberg ganz ähnlich ausgesehen.
SLAWISCHE BAUKUNST
Der Nachbau der Wallbaustelle gibt einen Einblick in die Bauweisen der slawischen Burgenbauern in der Niederlausitz. Die hölzernen Burgen entstanden in Holz-Rost-Bauweise in kasten-artigen Segmenten. Als Baumaterial dienten langes Eichen- und Astholz. Dabei wurden kaum zimmermannstechnische Verbindungen verwendet. Größen- und Höhenunterschiede wurden ausgeglichen und die Stämme miteinander verhakt. In der Regel nutzte man dafür die natürlich gewachsenen Äste. Die Hohlräume zwischen den Schichten wurden mit Materialien wie Erde, Sand und Lehm verfüllt. Lehm spielte zudem beim Abdichten der Burg eine große Rolle.