TIBO lädt Schüler*innen zum KI-Workshop
Lässig sitzt sie auf dem Ledersofa. Neben ihr steht eine gekühlte Flasche Mezzomix, vor sich hat sie ein IPad. Mimi Rick ist im Informatikkurs von Dr. Juan Rechid, Lehrer an der Theodor-Mommsen-Schule (TMS). Am Freitag war sie beim KI-Hackathon – der ersten Veranstaltung unserer neu gegründeten Transformations- und Innovationsgenossenschaft Bad Oldesloe (TIBO) im Pop-Up Coworking-Space am Konrad-Adenauer-Ring 1 dabei. Bei dem Workshop der Agentur deepblue networks aus Hamburg-Ottensen durften sich rund 20 Elftklässler*innen kreativ mit Künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigen.
„Mit Chat GPT [KI-gestütztes Textgenerator-Tool] könntet Ihr Eure Hausaufgaben automatisieren. Diese Waffe wollen wir Euch nicht in die Hand geben“, sagt Felix Zepke von deepblue networks. Deshalb widmen die Schüler*innen sich ‚Midjourney‘, einem KI-Bildgenerator, der mit Hilfe von maschinellem Lernen [deep learning: spezielle Methode der Informationsverarbeitung] faszinierende Bilder und Fotos erzeugen kann. Die Aufgabe: Fiktive Helden oder Schurken im Kontext des Lieblingsessens erstellen. „Die KI macht, was wir sagen. Doch wenn wir nicht sauber agieren, passieren listige Fehler“, erklärt Felix Zepke, der in Bad Oldesloe erstmalig mit Jugendlichen arbeitet. Er spricht hier von ‚prompt engineering‘, einer Technik, die das Maximale aus einer generativen KI herausholt. Nachdem alle Jugendlichen im WLAN sind, geht’s ans Experimentieren. Die Schüler*innen bewegen sich in neuen Räumen und geben den Befehl: ‚Imagination‘ ein.
Warum die Agentur sich mit KI beschäftigt? „Das Thema wird immer prominenter, ist spannend und macht Spaß“, sagt Art Directorin Leonie. Sie selbst arbeite viel mit dieser App, um Kunden schnell Bildwelten zeigen zu können. Auch bei Präsentationen und Konzepten könne die Einbindung von Künstlicher Intelligenz helfen. Eine Herausforderung ist jedoch der Datenschutz: „KI trainiert auf Basis von Bildern aus dem Netz. Deshalb hat niemand die Rechte an den Bildern“, warnt Felix Zepke. Diese neue Form von Kreativität ist also bisher noch „Wilder Westen, allen gehört alles.“ Anders sähe das laut Zepke aus, wenn eigene Fotos integriert würden… Aber, wer weiß, vielleicht bietet TIBO dazu ja bald einen weiteren Workshop an?
Mimi Rick und Melani Wib (17) geben als Prompts [Befehle] ‚Baby groot‘ aus der US-amerikanischen Kurzfilmserie und ‚Sushi‘ ein. Das „echteste, süßeste Bild“ wählen die Oldesloerinnen aus und speichern es. „Für mich ist das neu“, sagt Melanie Wib begeistert. „KI wird uns noch viel beschäftigen, da ist es gut, dass wir uns schonmal darauf vorbereiten.“ Mimi Rick findet es „cool, selbst mit KI zu arbeiten.“ Sie habe schon viel von dieser neuen Welt gehört, dachte aber, sie läge noch weiter weg. „Ich bin überrascht, wie schnell und einfach die Anwendung möglich ist“, sagt die 17-Jährige. Wo sie vorher mehr das Risiko gesehen hat, stechen ihr nun mehr die Chancen ins Auge, KI als gutes Werkzeug zu nutzen, mit dem es sich schneller arbeiten lässt. Sie selbst kann sich vorstellen, Informatik zu studieren, um die sich rasant entwickelnde Zukunft zu beeinflussen. Ein Workshop über den Umgang mit Fake-News würde sie ebenfalls interessieren.
So faszinierend die neue Technologie ist, noch schleichen sich Fehler ein: Manche Hand hat sechs Finger statt fünf, und der Befehl „Elefantenfleisch essen“ wird als Elefant visualisiert. Dennoch können beim anfänglichen Quiz viele junge Menschen die Originalbilder nicht von den künstlich erzeugten unterscheiden – täuschend echt werden die KI-Bilder schon jetzt beispielsweise einem Ölgemälde angeglichen. „Welche Jobs gehen durch KI eventuell verloren?“, fragt Mimi Rick. „Noch gibt es Variablen, die nicht berechenbar sind, noch geht der Designer*innen-Job nicht verloren“, sagt Art Directorin Leonie von deepblue networks. Doch in zehn Jahren, ist sich Dr. Juan Rechid sicher, „ist Art Director*in ein ganz anderer Job.“ Auch für den Informatik-Lehrer ist KI Neuland. „Unsere Jugend soll lernen, die klar strukturierte, in sich geschlossene Computersprache zu sprechen“, sagt er. Dies sei eine Herausforderung. Doch in Zeiten veralteter Lernformate berge dies neue Chancen. So könnten etwa selbst Codes für Web-Projekte geschrieben werden, mit Hilfe derer heterogene Gruppen künftig lernen können… „Wir müssen die Chancen neuer Technologien ausprobieren – nicht nur verbieten“, so der Lehrer. Deshalb könnte er sich eine Schul-AG vorstellen, die in Kooperation mit Unternehmen im TIBO-Coworking-Space Programmierer*innen ausbildet.
TIBO – let’s go! [to future] (TEXT : Johanna Eggert)
Mehr zur neuen Genossenschaft:
Die neu gegründete Transformations- und Innovationsgenossenschaft Bad Oldesloe (TIBO) möchte Bad Oldesloe fit für die Zukunft machen. Langfristig ist ein Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitszentrum (DNZ) mit Coworking Space, Academy, InnovationLab und digitaler Bildungs- und Experimentierarena für Kinder und Jugendliche geplant. Netzwerke zur Stärkung des Standorts Bad Oldesloe wollen wir ausbauen und mithilfe neuer Technologien einen Spirit für Gründer schaffen (Digitalisierungsintelligenz). Hierzu wollen wir die Standortvorteile Bad Oldesloes – tolle Lage, Verkehrsanbindung, viel Grün – stärker in den Fokus stellen, um unsere Stadt anziehender zu machen. Zudem wollen wir mehr interessante Unternehmen aus der Region einbinden und weitere spannende Veranstaltungen auf die Beine stellen. Dafür suchen wir Mitstreiter*innen, geeignete Räumlichkeiten, Partner*innen und Mitglieder. In unserem Pop-Up-Coworking-Space (Konrad-Adenauer-Ring 1) ist montags um 19 Uhr offenes Plenum. Hierzu sind alle herzlich eingeladen!
Regelmäßige Updates gibt’s via update@tibo.sh